26 Oktober, 2016

Alles ist vorbei, ich habe alles vernachlässigt und selbst die Ruhe vor mir selbst blieb verborgen. Ich habe gekämpft und den Kampf konnte ich nicht gewinnen, denn ich hatte keinen Einfluss auf die Zukunft in der ich nun die Gegenwart lebe. Das alles braucht Zeit und die Zeit habe ich mir genommen und ja, es geht mir besser. Es ist etwas Neues entstanden und das wächst und wird stärker und nein, es ist kein Baby, das bin ich und ich kann mich wieder schätzen und allmählich lieben ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu entwickeln. Es geht bergauf.

04 September, 2016

Mir wurde oft das Herz gebrochen, doch dieses mal richtig. Mir wurde oft ins Gesicht gelogen, doch dieses mal ohne ein Wimpernzucken. Das habe ich nicht verdient, denn ich tat alles was in meiner Macht stand. Alles was ich hätte tun können. Doch ich bin noch immer der Egoist unter uns.

30 August, 2016

Ich sitze heute Morgen im Bäcker bei Pappert. Alleine an einem Tisch direkt neben den großen Fensterscheiben. Habe alles im Blick und vor mir meinen Vanille Latte und ein Milchcroissant. Es schmeckt gut, wirklich gut und das Wetter außerhalb lässt mich die kurze schwarze Hose tragen, dazu ein dunkles Top und pinke Nikes die meine Versen aufreiben wenn ich nur wenige Schritte gehe. Meine Haare hatte ich am Vortag zu zwei Zöpfen geflochten, wie sie zur Zeit alle tragen und nun habe ich Locken und Wellen die meine Mähne um einiges fülliger erscheinen lassen.

Es ist noch früh und die Menschen treten die Schiebetür hinein um Brötchen zu kaufen. Meist sind es Handwerker-Brötchen, das habe ich mittlerweile und in den kurzen 45 Minuten die ich mich bereits hier aufhalte herausgefunden. Und jetzt gerade schon wieder. Aber sie alle sind nicht auf mich fixiert, oft drehen sie nicht einmal ihren Kopf nach links und in meine Richtung und so schließe ich daraus dass ich weiß sie existieren, doch ich bin nicht da.

Wie ist das Leben der älteren Dame verlaufen? Wie hat sie gelebt und holt sie die Brötchen für ihren Mann, der vermutlich in einem ähnlichen Alter ist wie die edle Dame die ihre Handwerker-Brötchen kauft? Sie sah glücklich aus, irgendwie alleine. Vielleicht ist sie Witwe, oder gar war sie nie verheiratet. Vielleicht lebt sie mit ihrem Lebensgefährten zusammen, oder aber ich habe kein Recht mir über diese Person Gedanken zu machen. Ich tu es.

Genau so, wie über die freche Frau die an mir vorbeizieht um die Toilette direkt hinter meinem Sitzplatz zu benutzen. Sie trägt ein gelbes, viel zu weites und langes Top. Sie trägt eine geblühmt,-und bunte Hose und einige Minuten zuvor brachte sie ihre Tasse auf die Ablage zurück.  Vielleicht ist sie im Stress, denn als sie mit der Mitarbeiterin Papperts sprach, wirkte sie forsch und hektisch und irgendwie nicht das was ich später einmal sein möchte; normal und respektlos.

Hier kommen viele Menschen her. Jeden Tag und meistens morgens. Wie auch ich gibt es andere die hier bekannt sind und deren Einkauf sich täglich wiederholt. Es gibt die, die wie ich jeden Tag ihren Vanille Latte für 3,60€ genießen. Wie viele weitere gibt es, die jeden Tag die Personen beobachten die ein und aus gehen und versuchen zu sehen was deren Kopf mir verschweigt. Es ist interessant. Und wirklich häufig ist es traurig. Denn ich kann nur munkeln und mir falsche Gedanken machen. Denn was bin ich schon außer ein Mädchen das nichts mit dem Leben anzufangen weiß. Wer bin ich um mir herausnehmen zu dürfen über die Gefühle der Einzelnen nachzudenken und was erlaubt mir mich in mein eigenes Ich einzumischen?

10 Juli, 2016

Ich bin seit einer Woche mit ihm zusammen. Und er macht mich zum glücklichsten Menschen der Welt. Er ist meine erste richtige Beziehung, fühlt sich doch an wie bereits jetzt ein Leben lang. Er ist der schönste Mensch für mich, der schönste dieser Welt. Und heute morgen, da bin im am See im Zelt neben ihm aufgewacht. Da war alles perfekt. Und es wird immer perfekter.

11 Juni, 2016

Bin die letzten Wochen ziemlich spät ins Bett, hatte wenig Schlaf, mir fielen ja beinahe die Augen während der Arbeit zu. An meinem Spiegel hängt noch immer das Lebkuchenherz von ihm, hatte bis gestern noch seine Kette um meinen Hals getragen. Ich meine, wir haben miteinander geschlafen, nachts an einem See, irgendwo unter freiem Himmel und es war schön. Ja wirklich, habe Gefühle für ihn entwickelt, aber sie waren gelogen. Sagt; irre ich mich? Ich bin angsterfüllt gewesen und schrieb Sätze ohne Ende, wäre auf die Knie gefallen, bloß dass er mir vergibt. Ich brauch' ihn nicht, rede ich mir ein. Ich brauche niemanden, nur mich allein.

19 Mai, 2016

"Als du die ersten Stunden zu mir kamst, da warst du kaputt. Da dachte ich, du wirst den Absprung nicht mehr schaffen. Doch das, was du heute bist, das ist das Leben wert, das hast du dir verdient", sprach mir meine Therapeutin am gestrigen Abend entgegen. Es war die vorerst letzte Sitzung, meine Krankenkasse übernimmt nach fünf Jahren Therapie keine Kosten mehr, ich bin Diagnosenfrei. D i a g n o s e n f r e i, das hätte ich mir beinahe nicht erträumt, das wollte ich gar nicht sein, wollte nämlich doch irgendwo irgendwie immer krank sein und umkümmert werden wie am heutigen Tag vor fünf Jahren. Am neunzehnten Mai zweitausendundelf, da wurde ich das erste mal zwangseingewiesen. Mit tausend Tränen übergossen und Hass und Wut und dem Wunsch nicht lebendig zu sein. Da wollte ich nur weg und da sah ich das erste Mal einen Wassertropfen der Wange meines Vaters runterkullern. Ich dachte, die Diagnosen werden mich begleiten bis in meinen Tod, doch gestern kam der Zeitpunkt vor dem ich mich fürchtete. Ich bin Diagnosenfrei. Ich benötige keine weitere Psychotherapie. Ich führe nach fünf Jahren ewiger Klinikaufenthalte und Zerstörungen ein normales Leben, wie ein ganz normaler Mensch; und ich muss weinen, ich wollte nicht normal sein. Nie.

14 Mai, 2016

Tatsache ist, dass es mein wohl größter Wunsch war, und noch immer ist. Und dass ich es so weit schaffte wie bisher, daran hätte ich vor einigen Monaten nicht geglaubt. Dass ich hier nun stehe und so nah an den Prüfungen bin und dafür kämpfe und dafür weine und das alles ist noch nicht wahr und so fern, dabei sind es nur wenige sechs Wochen die mir weiterhin bevorstehen. Dann habe ich die Zertifizierung und dann habe ich den Kampf gewonnen, dafür kämpfte ich über ein Jahr. Dann werde ich Leben retten. Genau so, wie sie mich retteten.